Hottenbach ausgezeichnet!
Eine sehr rührige Projektgruppe hatte sich 2020 bis 2022 mit dem Ziel der digitalen Erfassung der Geschichte der jüdischen Bevölkerung vom 17. bis zum 20. Jahrhundert in Hottenbach auf den Weg gemacht. Mit diesem Thema wurde die Ortsgemeinde als Modellkommune in einem vom Innenministerium getragenen Kulturprojekt anerkannt. Herausgekommen ist eine umfangreiche digitale Präsentation des jüdischen Erbes der Gemeinde und ein Themenweg. Vor wenigen Tagen wurde die Gemeinde bei einer Veranstaltung in der Sayner Hütte bei Bendorf ausgezeichnet.
Fünf Mitglieder der Projektgruppe sind der Einladung der SGD Süd in das Denkmalensemble des alten preußischen Vorzeigestahlwerks gefolgt. Den Rahmen für die Veranstaltung gaben weitere Präsentationen von Modellgemeinden mit ihren Projekten, die Kultur und Geschichte sichtbar machen, erzählen, und für die digitale Welt verfügbar machen.
Bei der Vorstellung des Hottenbacher Projektes hob Florian Weber von der Universität Koblenz, die das Projekt betreute, die sehr gelungene und tiefgehende Präsentation von Hottenbach hervor, die von einer sehr engagierten Projektgruppe getragen wurde. So konnte der Vorsitzende des Fördervereins der Synagoge Laufersweiler in Israel, Christof Pies, Interviews mit den Nachfahren des letzten Vorbeters der Hottenbacher Synagoge Daniel Haas (hebräischer Name Gedalja Haas) machen. Pfarrer Zimmermann berichtete in einem Videobeitrag wie der Hottenbacher Bürgermeister es dem Kaufmann Wiener verweigerte die Sturmglocke zu läuten, als er von der Schinderhannes-Bande überfallen wurde. Ein fiktives Marktgespräch mit vielen Hunsrücker Mundartbegriffen, die aus dem Wortschatz dieser Zeit stammen, runden neben vielen Bildern und Texten die Präsentation ab. Weitere Geschichte und Geschichten werden an zehn Objekten im Dorf vermittelt. Ganz einfach kann man diese an den an den Schildern entlang des Themen- Rundweges durch die Ringstraße auf sein Handy holen, wenn man den jeweiligen QR-Code einliest. Es entstand sogar eine virtuelle Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge von Hottenbach. Das ganze Projekt ist auch auf der Website https://kuladigrlp.net jederzeit verfügbar. Die Hottenbacher Projektgruppe wurde durch das Team der Uni Koblenz sehr gut unterstützt. Auch drei Studentinnen interviewten und filmten an mehreren Tagen im Dorf und bereiteten diese Beiträge digital auf.
Ziel des Landesprojekts KuLaDig, das auch in anderen Bundesländern angewandt wird, ist es, das kulturelle Erbe im Land mithilfe der Plattform KuLaDig digital sichtbar und für verschiedene Zwecke nutzbar zu machen. Der Begriff „KuLaDig“ steht dabei für Kultur Landschaft Digital.
Eine kleine Abordnung der Projektgruppe nahm die Auszeichnung im Namen der Ortsgemeinde vom Präsidenten der SGD Süd Herr Prof. Dr. Hannes Kopf entgegen.
Die Veranstaltung wurde durch weitere Präsentationen aus der digitalen Welt abgerundet. So erfuhren die Teilnehmer, was Weinetiketten für Geschichten erzählen können, und wie mit der App ARGO der Universität Trier längst verschwundene Bauwerke an ihrem ursprünglichen Standort mittels digitaler Technik auf dem Handy wiederauferstehen. So übrigens auch mit dem ARGO-Schild vor der Hottenbacher Kirche, das eine römische Gigantensäule vor der Kirche ins Bild bringt, wovon der heute in der Kirche befindliche Viergötterstein der Sockelstein war.
Mit einer interessanten Führung durch die denkmalgeschützte Gießhalle und der Besuch der neuen Ausstellung der Gussarbeiten der Sayner Hütte fand der informative Tag bei bestem Spätsommerwetter seinen Abschluss.