Interviews und Videoclips für das KuLaDig-Projekt
Die KuLaDig-Projektgruppe hat in den vergangenen Wochen schon sehr viel Wissenswertes zum Landjudentum in Hottenbach zusammengetragen und an verschiedenen Objekten im Ort festgemacht. Als Modellgemeinde wird das Projekt von der Universität Koblenz-Landau unterstützt. An zwei Wochenenden kamen nun drei Studentinnen nach Hottenbach um die Texte durch Bilder kleine Videoclips und durch Interviews zu erweitern.
Ganz oben standen die „Sturmglocken“, die der Bürgermeister für Wolf Wiener nach dem Überfall durch die Schinderhannesbande nicht läuten wollte. Pfarrer Zimmermann führte die kleine Gruppe bereitwillig durch die Kirche. Einige erkletterten dann auch den Glockenstuhl im Turm.
Bei dem kleinen Dorfrundgang stand am ersten Samstag dann die ehemalige Synagoge auf dem Programm. Kann man den ehemaligen Bauzustand anhand der Veränderungen der Fassade noch rekonstruieren? Wo befand sich die Thoranische der Synagoge?
Die jetzigen Bewohner des Hauses zeigten der Gruppe bereitwillig ebenso die noch erhaltene Mikwe im Keller des Hauses. Sie ist eine der ganz wenigen noch erhaltenen rituellen Tauchbäder in Synagogen im Land.
Von den Nachfahren der Familie Allmayer, die noch bis in die 90er Jahre Hottenbach besuchten berichtete Trude Tatsch. So zog es die Familie Allmayer von Hottenbach zunächst nach Kirn, von wo aus sie dann auswanderten. Kurt Allmayer zog es nach Paris. Er betrieb dort ein Geschäft am Montmartre. Sein Onkel Adolf baute sich eine neue Existenz in Chikago auf. Ein Teil der Familie lebte später in Buenos Aires in Argentinien.
Im Gasthaus Faust gingen die Studentinnen dem Vereinsleben auf die Spur. Gastwirt Walter Faust berichtete vom Männergesangverein, der 1863 auch einen jüdischen Mitbürger als Gründungsmitglied hatte, und sich in den 30er Jahren in zwei Vereine aufspaltete. Aber auch ein Turnverein existierte vor dem heutigen Sportverein bereits. So wurde in der Turnstunde im Saal eine Reckstange aufgebaut.
An die wilde Zeit der 70er und 80er Jahre im“ Rumpelstilzchen“, eine legendäre Musikkneipe im Kellergewölbe der ehemaligen Mairie erinnerte sich gerne Bill Kalavsky. Als amerikanischer Soldat sei er dort schon vom ersten Tag an Besucher gewesen. Und schließlich ist er heute ein Hottenbacher geworden. Anka Faust und Joachim Friedt ergänzten seine Ausführungen mit ihren Erlebnissen und Anekdoten aus dieser bewegten Zeit. Das Rumpelstilzchen war nicht nur eine Musikkneipe, es drückte ein ganzes Lebensgefühl aus, so Anka Faust.
Zum Haus Stienes berichteten Gertrud Metzler und Erika Faller. Mit über 300 Jahren ist es das älteste Haus in Hottenbach und seit vielen Generationen im Besitz der Familie. Der herausgehobene Baustil zeugt von einem wohlhabenden Erbauer. Für damalige Verhältnisse war es nicht unbedingt ein typisches Gebäude, lag es bei der Erbauung damals sogar am Rand des Dorfes.
Viele Geschichten und Anekdoten wusste Gert Dahlheimer den Studentinnen über das Gasthaus Dahlheimer zu berichten. Alte Wirtschaftsbücher belegen beispielsweise wer dort Gast war und woher das Gasthaus seinen Wein bezog. Eigens für das WM-Endspiel 1954 wurde der Röhrenfernseher beschafft vor dem fast 300 Hottenbacher das Endspiel im Saal mitverfolgten. Ein erfolgreiches Kapitel beschritt KaFF dann vor fast dreißig Jahren mit der Kulturbühne, wo sich viele prominente Künstler gerne ein Stelldichein gaben und oft auch ein ganz persönliches Verhältnis aufbauten.
Vollbepackt mit Eindrücken zweier intensiver Tage und vielen aufgenommenen Aufnahmen traten die Studentinnen wieder ihre Rückreise an. Als Nächstes steht nun die Aufbereitung des Aufnahmematerials und der Texte an.